In letzter Zeit ist das Thema mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf wieder ganz groß. Gestern habe ich euch auf Facebook den Bericht der Zeit dazu gezeigt, die das ganze Thema sehr kritisch sehen. Dort wird sogar von „der Lüge“ gesprochen – dass es die Vereinbarkeit so gar nicht wirklich geben würde. Auch Katharina von Blogprinzessin hatte sich vor ein paar Tagen dazu geäußert und ihre Situtaion geschildert. Auch sie spricht von einer Lüge, weil es bei ihrem und dem Beruf ihres Mannes nicht zu vereinbaren ist.

Immer wieder ist von verschiedenen Leuten zu lesen, dass besagte Vereinbarkeit bei ihnen nicht wirklich klappt. Deshalb bleiben die Frauen zu Hause, obwohl sie eine gute Ausbildung haben. Allein aus dem Grund, weil zu Hause die Familie ist und Arbeitgeber die Frau als „nicht mehr produktiv genug“ sieht. So erging es zum Beispiel der Christiane von Sytlemom, die darüber schon einmal berichtete.

Am Anfang haben wir, also Mathias und ich, uns auch eher kritisch mit dem Thema befasst und haben hier und da rumgenörgelt, weil unser Arbeitgeber dies oder das besser machen könnte. Nachdem man dann aber so viele Berichte liest, wo es absolut gar nicht klappt, merken wir, dass wir vollkommen zu Unrecht gemosert haben. Anscheinend sind wir doch eine der Wenigeren, bei denen es ganz gut klappt. Meiner Meinung nach liegt das bei uns an drei ganz wesentlichen Faktoren:

„Normale“ Arbeitszeiten

Sowohl Mathias, als auch ich, arbeiten im Büro. Und die meisten Menschen, die im Büro arbeiten, haben auch recht normale Arbeitszeiten. Von Morgens 7 Uhr bis Nachmittags 16 Uhr, um jetzt konkrete Uhrzeiten zu nennen. Zu den Zeiten sind die Betreuungsangebote gegeben. Anders als bei Schichtarbeiten oder dergleichen. In unserem Fall ist es so, dass K1 in der Zeit von 7:15 Uhr bis 14:15 Uhr in den Kindergarten geht. Bei uns im Dorf gibt es keine Randzeitbetreuung. In der Umgebung, sprich in größeren Dörfern bzw. kleineren Städten, gibt es sie – diese muss man jedoch dann extra bezahlen. Je nachdem wie teuer die sind, würde ich mir trotzdem(!) überlegen, ob man diese in Anspruch nehmen sollte, denn durch die früheren Zeiten wäre man nicht so stark vom Berufsverkehr getroffen, als wenn man um halb 8 unterwegs ist.

Gleitzeit ist super!

Nun ist es jedoch so, dass wir nicht um Punkt 8 Uhr auf der Arbeit sein müssen – das wäre auch immer knapp, selbst wenn man mit K1 7:12 Uhr losfährt, damit man schon 7:14 Uhr da ist um ihn pünktlich 7:15 Uhr abgibt. Wer rechnen kann und ein Stunde drauf rechnet kommt so oder so auf die 8:15 Uhr. Nein, wir haben beide das Glück, dass wir Gleitzeit haben. Sprich: Es gibt eine Zeitspanne von 9-15 Uhr, in der Anwesenheit gewünscht ist, und ein Zeitfenster von 6-20 Uhr, in der man kommen und gehen kann, wie es gerade beruflich und privat passt. Sollte es doch mal später sein, ist das mit Rücksprache auch kein Problem. Genauso wenig ist es ein Problem mal eher Feierabend zu machen. Wichtig ist nur, dass man am Ende eines Monats seine Arbeitsstunden abgeleistet hat. Haben wir vor K1s Zeit auch mal gemacht – ist übrigens super, denn dann ist man oftmals alleine auf den Fluren und kann in Ruhe arbeiten, ohne dass es auf den Fluren wuselt und das Telefon klingelt. Das Gleiche gilt auch für morgens 6 Uhr.

Möglichkeit von zu Hause zu arbeiten…

Zudem haben wir die Möglichkeit auch mal von zu Hause aus zu arbeiten – „Remote Working“ genannt. Ist das Kind krank, man hat aber eigentlich so viel zu tun, dass man eigentlich ins Büro müsste? Je nach Absprache und der Arbeit – denn manches kann man einfach nicht von zu Hause erledigen – ist es kein Problem von zu Hause aus zu arbeiten. Das hat super Vorteile, denn man ist flexibel was Arzttermine und dergleichen angeht. Dann hat man die Möglichkeit die Arbeit zu unterbrechen und wiederaufzunehmen. Jedoch muss man dazu sagen, dass im Büro eine wesentlich konzentriertere Arbeit möglich ist, und der Kontakt zu den Kollegen unverzichtbar ist.

 

Wenn ihr am Anfang des Beitrages aufgepasst habt, dann habt ihr bemerkt, dass selbst wir – wo die Vereinbarkeit von Familie und Beruf definitiv keine Lüge ist – gemeckert haben. Warum? Ja, das frage ich mich heute auch noch manchmal, wahrscheinlich ist es, weil der Mensch dazu neigt die „schlechten“ Dinge zu sehen und das Positive als gegeben hinzunehmen.
Am Anfang war es so, dass ich Mittwochs zu 6 Uhr zur Arbeit gefahren bin. Mathias hat K1 in den Kindergarten gebracht und ist dann nachgefahren. Ich habe dann früh Feierabend gemacht/ machen können und habe K1 abgeholt, während der Papa noch 2 Stunden arbeiten musste und dann nachgekommen ist. Wir sind beide jeweils im Schnitt 45 Minuten gependelt. Wohlgemerkt: Exakt den gleichen Weg! Wie einfach es doch wäre wieder gemeinsam zur Arbeit fahren und auch gemeinsam wieder nach Hause kommen zu können. Und was man sich da an Spritkosten spart…
Jetzt im Nachhinein betrachtet kann ich nur sagen: Man war das alleine Meckern auf hohem Niveau. Und die Erkenntnis: Man haben wir das gut!

Dennoch muss ich nochmal sagen, dass ich immer noch der Meinung bin, dass es da noch Potenzial nach oben gibt. Wie ich finde hat Sebastian von I am your father dazu mal einen sehr guten Beitrag geschrieben, bei dem es darum geht, wie das Konzept Home Office „besser“ zu realisieren wäre. Wie ich finde, ist es besonders in unseren Berufsfeldern – der Anwendungsentwicklung – stark ausbaufähig.

Wie sieht die Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf denn eigentlich bei euch aus? Wollt ihr diese Vereinbarkeit überhaupt? Oder mögt ihr das klassische Bild der Familie, dass der Mann arbeiten geht und die Frau zu Hause bei dem Kind bleibt?

Author

Ich bin Hanna, 28 Jahre jung. Gebürtig komme ich aus einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein. Mittlerweile lebe ich mit meinem Mann und unseren zwei Söhnen im Münsterland.

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