Seit 268 Tagen bin ich zuhause. Zuerst schwanger und mit Überstunden und Urlaubsabbau – knapp 6 Wochen vor meinem eigentlichen Mutterschutz. Dann kam der Mutterschutz, Krankenhausbesuche und Aufenthalte von Mathias, die Geburt, weitere Krankenhaus aufenthalte von Mathias‘ Seite. Krank hier und da und überhaupt. Und dann ging alles in meine Elternzeit über.

Ich würde so gerne arbeiten. Ich habe keine Lust mehr zuhause „rumzusitzen“ und „nichts sinnvollen“ zu tun. Ich gehe super gerne arbeiten, habe die Leute gerne um mich herum und mache meinen Beruf einfach sehr gerne. Und das zuhause sein, so langsam zieht mich das ganze Mental runter.

Anscheinend können das viele nicht nachvollziehen, dann sie sagen, ich soll die Zeit mit meinem zweiten Sohn genießen. Er wird nicht immer so klein bleiben. Es ist doch auch toll zuhause zu sein. Und in meinem Kopf schreit es dann immer: Ja, aber!

Ich liebe meine Kinder. Beide. Von ganzem Herzen. Ich bin auch gerne Mama. Ich versuche ihnen die Welt zu erklären. Antworte auf Fragen, wie „Was bedeutet Schicksal?“ genauso gerne, wie ich die Windel wechsle. Wirklich: Ich habe da absolut überhaupt nichts gegen. Ich kuschle gerne mit beiden, mache quatsch mit ihnen. Diskutiere mit K1, während ich K2 stille. Lese Bücher vor, schaue Kinderfilme. Baue neue Möbelstücke und renoviere die Zimmer. Ich liebe meine Söhne wirklich aus tiefstem Herzen.

Und dann kommt das aber: Ich gehe gerne arbeiten. Programmiere gerne, finde Lösungen. Sitze gerne Tage vor einem Problem und erträume mir die Lösung. Rede gerne mit anderen Erwachsenen Menschen über Themen abseits von Kindern. Ich trinke gerne Literweise Kaffee und kenne es so vertieft in meiner Arbeit zu sein, dass ich im Tunnel bin.

So langsam merke ich, wie es mir richtig fehlt. Ich sehne mich in meinen beruflichen Alltag zurück. Und das, obwohl ich meine Kinder liebe und sehr gerne Zeit mit ihnen verbringe. Aber irgendwie darf ich all das gar nicht laut äußern. Denn warum habe ich sonst Kinder, wenn ich arbeiten gehen will?!

Aber wisst ihr was? Es sind jetzt noch 210 Tage, bis meine Elternzeit vorbei ist. Diese Zeit werde ich doch jetzt auch noch rum bekommen… Und dann werde ich endlich wieder arbeiten (:

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Ich bin Hanna, 28 Jahre jung. Gebürtig komme ich aus einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein. Mittlerweile lebe ich mit meinem Mann und unseren zwei Söhnen im Münsterland.

6 Comments

  1. Liebe Hanna, ich verstehe das sehr gut und kann rückblickend sagen, dass mir die Isolation mit Kind zuhause auch nicht gut getan hat. Sie ist Überforderung für dich und auch für die Beziehung, denn kein Partner kann abends all das kompensieren, was ein ausbalanciertes Leben einem sonsst gibt. Vielleicht kannst du stundenweise Freiraum schaffen und ehrenamtlich etwas beitragen? Fördervereine, Nachbarschaftsvereine etc. oder wenigstens Sportkurse, wo du in Kontakt mit anderen Frauen kommst? Ich stelle immer wieder fest, wie gut mir Frauenrunden tun, daher betone ich diese, aber es ist natürlich für jede von uns anders. 210 Tage Backen zusammenkneifen finde ich noch sehr lang und frau will die Zeit ja auch nicht runterzählen müssen…
    Hab einen guten Start in die Woche und Grüße vom Rhein.

    • Lustig, dass du das vorschlägst. Ich habe in der Tat nach etwas gesucht und eine Möglichkeit näher in betracht gezogen. Nur ist das dann sehr verbindlich auf einen Tag in der Woche. Das kann ich im Sommer nicht wirklich sicherstellen, weil wir Menschen sind, die auch mal spontan wegfahren. Das geht mit KiTa Kindern ja sehr gut. Oder auch Mathias über den Sommer ein Stück weit mehr außer Haus ist, um im Familienbetrieb auszuhelfen. Diese Verbindlichkeit kann ich nicht in dem Ausmaß leisten – ich kann aber verstehen, wenn man diese Verbindlichkeit fordert und enttäuscht ist, wenn es nicht klappt.

      Und zu Frauenrunden: Ich kann persönlich oftmals besser mit Männern, als mit Frauen. Oft liegen mir auch die Gespräche mit Männern näher als die mit Frauen. :D

  2. Das unterschreibe ich sofort! Deswegen hab ich auch in der Elternzeit gearbeitet. Das lohnt sich nur leider nicht geldlich, wie ich nach der Elternzeit feststellte. Ein Graus ist das. Na ja, aber prinzipiell ja: ich will denken, außerhalb der Wickelei, arbeiten ist toll! <3

    • Das habe ich auch bei K1 gemerkt, dass es sich geldlich gar nicht lohnt – damals habe ich sogar eher draufgezahlt, als alles andere. Diesmal werde ich voraussichtlich nicht in Elternzeit arbeiten. Aber sage niemals nie… Und wie ich merke, dass das denken verdammt eingerostet ist! <3

  3. Hi Hanna,

    ich kann dich so gut verstehen. Mir ging es ganz genauso. Heute weiß ich, dass ich eine gute Mischung aus Familie und Job brauche, um zufrieden und eine gute Mutter zu sein.

    Nur wenn wir Mütter glücklich sind, sind es auch unsere Kinder.

    Ganz lieben Gruß
    Jani

    • Hallo Jani,

      ja, das stimmt! Aber irgendwie begreift zumindest mein Umfeld nicht, was ich meine. Also mein privates Umfeld. Da wird ja eher gesagt „Warum hast du denn noch ein Kind bekommen.“ – dass es aber gar kein entweder oder sondern Aspekte sind, die gleichzeitig existieren können, ist denen irgendwie nicht so bekannt.

      Lieben Gruß,
      Hanna

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