Wir waren in den USA im Urlaub, als Menschen unseren Mietwagen aufgebrochen und uns Sachen geklaut haben. K1 hat es alles mitbekommen und war zu dem Zeitpunkt 3 Jahre und 4 Monate alt.

Wie ist das nach dem Diebstahl abgelaufen

Im ersten Moment ist Mathias am Auto geblieben und ich bin nochmal in die Mall, wo der Einbruch stattgefunden hat, gegangen und wollte dort nochmal nachfragen bzw. bescheid geben. Mathias hatte gefragt, ob ich K1 mitnehmen kann, damit er das nicht so mitbekommt. Ich fand das falsch und habe gesagt, dass es wichtig ist, dass er das offen miterleben kann. Damit er das auch irgendwie verstehen kann, was da gerade passiert ist.

K1 war zu dem Zeitpunkt ganz ruhig. Als ich reingegangen bin und Mathias mit der Polizei am Telefon gesprochen hat durfte K1 im Kofferraum des Autos sitzen (auf der Rücksitzbank war alles voller Scherben) und durfte auf dem iPad ein Spiel spielen. Klar hat er in dem Moment das Ganze nicht richtig mitbekommen. Aber er wusste, dass etwas anders war als sonst.

Was macht die Polizei?

Als ich wieder zurückkam, war die Polizei schon am Wagen. Das habe ich zum einen gesehen. Zum anderen hat K1 mir das erzählt. Er war ganz aufgeregt, dass der Polizist da war. Er wusste auch, dass Polizisten den Menschen helfen, das hat er aus den unterschiedlichsten Kinderbüchern mitgenommen. Da habe ich ihn gefragt, ob er weiß, warum der Polizist da ist.

„Der hilft uns!“ war seine Antwort. Daraufhin habe ich gesagt „Genau, der versucht uns zu helfen.“ Mir kam es in dem Moment besser vor ihm zu sagen, dass er es versucht. Ich habe weiter gefragt „Weißt du denn, was hier passiert ist?“ und K1 hatte mir gesagt „Da waren Menschen und haben die Scheibe eingeschlagen. Aber Mama, das darf man doch nicht, oder?“ – Ich war etwas baff, dass er das schon so kombiniert hat. Ich habe ihm gesagt, dass das stimmt, dass man das nicht darf.

„Warum haben die Menschen das denn gemacht?“

„Aber Mama, warum haben die Menschen das denn gemacht?“ hatte er weiter gefragt. Ich habe ehrlich drauf geantwortet: „Das weiß ich nicht. Manchmal gibt es Menschen, die sehen ganz tolle Sachen bei anderen und wollen die Sachen dann auch unbedingt haben. Manchmal nehmen die sich das dann einfach mit, auch wenn sie das nicht dürfen.“ – K1 hat an dieser Stelle lange überlegt.

Er hatte es aber verstanden und erzählte mir dann, dass seine Freundin M. ja dieses tolle Feuerwehrauto hat. Er das aber nicht mitnehmen darf, weil M. ja sonst traurig ist. Ich war richtig erstaunt. K1 bekam von dem Polizisten Aufkleber geschenkt und hat sich darüber sehr gefreut. In dem Moment hatte Mathias auch festgestellt, dass die Menschen auch die Tiptoi Bücher von K1 geklaut haben und hatte mir das leise erzählt.

Die Menschen sind richtig doof!

Als der Polizist weg war und wir wieder im Auto saßen habe ich K1 das aber auch direkt gesagt. Er wusste, dass uns Sachen weggenommen wurden. Er hat auch verstanden, dass Mama und Papa darüber sehr traurig waren. Aber erst in dem Moment, wo wir ihm gesagt haben, dass die Menschen auch seine Tiptoi-Bücher mitgenommen haben, hat er das ganze erst verstanden. Er hat richtig angefangen zu weinen und wir konnten ihn fast nicht mehr beruhigen.

Das, was da passiert war passte einfach nicht mit dem überein, was er von uns gelernt hatte. Man darf nicht einfach das Spielzeug von anderen wegnehmen und mitnehmen. Und die Bücher waren und sind für ihn einfach sehr wichtig. „Die Menschen sind richtig doof!“ hatte er in seiner Traurigkeit gesagt. Und wir haben gesagt „Ja, die finden wir auch richtig doof!“ – In dieser Situation war es uns egal. Sie sind doof und basta!

Wo die bösen Menschen wohnen…

Ab da hat er auch immer wieder betont, dass es böse Menschen sind. Weil die zu ihm böse waren und ihm seine Sachen weggenommen haben. Und immer wieder im Urlaub hat er uns gefragt „Mama, wo wohnen denn die bösen Menschen?“ Es war eine tägliche Frage in den ersten 3 Wochen nach dem Diebstahl. Das Thema hat ihn so sehr beschäftigt.

Heute, fast 2 Monate später beschäftigt ihn das Thema auch noch. Lange nicht mehr so intensiv. Aber immer, wenn er ein Tiptoi Buch sieht, erzählt er davon, dass die bösen Menschen ihm das Buch geklaut haben. Im nächsten Satz kommt aber auch immer „Es gibt aber auch liebe Menschen. Einer hat mir das Wimmeltiptoi-Buch geschenkt!“.

Ganz wichtig: Es gibt auch liebe Menschen!

Denn Dajana von MitKinderaugen war auch in den USA unterwegs und hat uns ganz spontan das Wimmeltiptoibuch ins Hotel geschickt. Nochmal vielen lieben Dank, Dajana! Das hat uns echt den restlichen Urlaub gerettet. Und K1 kann schon auswendig sagen wo welche Sachen im Buch sind. Mit den Suchspielen ist er 3 mal schneller, als wir es sind :D

Durch dieses Erlebnis hat K1 mitbekommen, dass es böse Menschen gibt. Ganz hautnah hat er erleben müssen, wie man ihm etwas so Wichtiges weggenommen hat. Mir war es wichtig, dass er das mitbekommt. Das er uns das alles fragen kann. Und ja, die erste Zeit war es „schwer“, weil er z.B. keine Sachen mehr im Auto lassen wollte. Es hätten ja wieder böse Menschen kommen können. Mittlerweile hat er aber auch verstanden, dass es eher selten ist, dass die bösen Menschen einem wehtun oder etwas wegnehmen. Es gibt viel mehr liebe Menschen. So wie die Dajana. So wie die vielen, die unseren Facebook Post geteilt haben um uns zu helfen. Und die Menschen vor Ort, die sofort Hilfe angeboten haben, falls uns etwas fehlt. Auf 1-3 böse Menschen kamen in unserem Fall einfach viel mehr liebe Menschen. Und das war mehr als schön zu sehen und hautnah mitzubekommen!

Author

Ich bin Hanna, 28 Jahre jung. Gebürtig komme ich aus einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein. Mittlerweile lebe ich mit meinem Mann und unseren zwei Söhnen im Münsterland.

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