Vorweggenommen, ich glaube dieser Beitrag wird einen negativen Hau haben. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, dazu gar nichts mehr weiter zu sagen, aber irgendwie muss es dann doch raus.

Ich bin mittlerweile in den letzten Zügen der Schwangerschaft. Um die 50 Tage sind laut errechnetem Termin verbleiben. Offiziell bin ich noch nicht im Mutterschutz und trotzdem habe ich mit Krankschreibenden und Urlaub die letzten 3 Wochen schon nicht mehr gearbeitet.

Diese Schwangerschaft startete inmitten der Corona-Zeit. Ich möchte es so neutral wie möglich ausdrücken, deswegen nutze ich die Begrifflichkeit nun so. Diese dritte Schwangerschaft startete ganz anders als die vorherigen zwei. Von Anfang an, gib es mir richtig übel, dazu hatte ich beide Kinder zuhause, da die Kindergärten geschlossen waren. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich diese Übelkeit mit Blutungen und Gewebeabgang (ich glaube auch das habe ich noch nie Thematisiert!) mit meiner Psyche (Sorgen um das Baby, dem Versuch allem – also meinen Kindern, dem Haushalt und der Arbeit – gerecht zu werden) und der körperlichen Einschränkung begegnen sollte. War ich überfordert? In einer Gewissen weise ja. Weil ich nicht verstanden habe, was die Gesellschaft und mein Arbeitsumfeld da gerade von mir verlangt. Ich habe alles menschenmögliche versucht um alles unterbringen zu können. Habe körperliche Anzeichen überhaupt weiter ignoriert, bis mich mein Körper in die Knie gezwungen hat. Die Übelkeit wurde so schlimm, dass ich nur noch vor dem Klo saß und nebenbei den Kindern Bilderbücher vorgelesen habe. Wo der Mann war? Nun ja – wir waren beide angewiesen im HomeOffice zu arbeiten. Da bei mir eh klar war, dass ich meine Stunden nicht mehr schaffte und Minusstunden sich anhäuften und meine Urlaubstage dahin plätscherten, war mir es wichtig, dass sein Arbeitsleben in geregelten Bahnen lief.

Oft habe ich meine Ärzte auf ein Beschäftigungsverbot angesprochen. Ich habe oft davon gesprochen in die Kurzarbeit zu gehen, für die Betreuung der Kinder. Aber mir war es nicht möglich, weil die Umstände nicht in dieses Gesetzkonzept passten. So hangelte ich eine lange Zeit mit Krankschreibungen, Besserungen und wieder Arbeiten in diesem kompletten Dilemma fest.

Die Auszeit, die ich mir und meinem Kopf schnell eingeräumt hatte, war die Lokalpolitik. Irgendwann habe ich aufgehört Nachrichten zu schauen und zu hören, weil ich dafür keine Kapazitäten hatte. Und irgendwann fiel ich gegenüber der Arbeit in ein „Ich erfülle hier nur noch mein Soll und mehr nicht!“-Trott, den ich so noch nie hatte. Ich arbeite gerne. Aber das hat sich in dieser Zeit komplett geändert. Es mag an den Corona-Regelungen im Betrieb liegen. Am veränderten Team. Daran, dass ich nicht das Gefühl hatte. dass sich meine Bemühungen ausgezahlt haben. Das was ich jetzt empfinde ist:

„Krass! Ich habe nahezu 230 Tage der Schwangerschaft verpasst!“. Es ist amtlich: Ich werde bis zur Geburt, bis zum Mutterschutz nicht mehr arbeiten. Warum? Weil ich übelste Symphysenprobleme habe. Ich kann nicht lange sitzen. Ich kann nicht wirklich laufen. Von heute auf morgen trage ich unseren nicht ganz 2 Jährigen Sohn nicht mehr. Gar nicht! Sobald ich ihn auf den Arm nehme, setzen ich mich mit ihm hin. Ich gehe nicht mehr mit dem Hund spazieren. Ich liege zwischendrin viel. Ich muss mich körperlich schonen. Soll darauf achten, dass die Wehen nicht zu früh beginnen. Wahnsinn. Wir haben keine 50 Tage mehr und noch nichts weiter für das Baby gemacht. Ich habe mir vorgenommen Newbornwindeln zu kaufen, denn die hatten wir bei den anderen beiden nicht. Sie waren beide groß und schwer, dieses hier soll eher lang und sehr schlank sein. Wir haben noch keine Babykleidung gewaschen. Den Kinderwagen nicht hochgeholt. Neue Sachen gekauft? Nein – aber wir haben auch alles hier. Das einzige: Wir haben im letzten Familienurlaub den Maxi-Cosi meiner Schwester mitgenommen.

Und dennoch ist in den 230 Tagen der Schwangerschaft viel passiert. Ab nächster Woche sitze ich im Rathaus, denn ich bin nun Ratsmitglied. Außerdem bin ich Fraktionssprecherin. Wir haben 3,5 Räume in der Zeit der Schwangerschaft umgestaltet – wie das trotz körperlicher Schonung geht? Ich plane, suche aus, und der Mann setzt um. Bzw. für die Umgestaltung im Flur nimmt man sich eine komplette Woche Zeit. Aber ja, auch das hat mir sehr geholfen. Denn ich hatte das Gefühl etwas zu tun. Und es war für mich sichtbar.

Diese Schwangerschaft? Sie ist so komplett anders, als die der Jungs. Und dennoch magisch! Denn beide Kinder verstehen schon sehr wohl, dass da ein Baby im Bauch ist. Der Große freut sich riesig und kann sich gar nicht entscheiden, was er lieber hätte – Bruder oder Schwester. Und der Kleine? Der ist manchmal sehr grobfit dem Bauch. Aber dann auch wieder so zart. Er deckt meinen Bauch immer wieder mit Decken zu und sagt „Baby kalt!“. Außerdem probieren wir Babynamen bei den Kindern aus – ob der kleine sie zum Beispiel aussprechen kann. Wir freuen uns alle riesig auf dieses Baby. Auf unser neues Familienmitglied. Unter welchen Umständen auch immer es auf die Welt kommen mag. Wir werden alle zusammen das beste daraus machen!

Author

Ich bin Hanna, 28 Jahre jung. Gebürtig komme ich aus einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein. Mittlerweile lebe ich mit meinem Mann und unseren zwei Söhnen im Münsterland.

Write A Comment

Pin It