Seitdem ich Mama bin, bin ich viel angreifbarer. Zumindest auf psychischer Ebene. Normalerweise würde ich immer sagen: „Ist mir total egal, was die anderen sagen!“ Und: „Ich lebe mein Leben, so wie ich es für richtig halte!“

Und doch gibt es immer wieder Situationen, die mich einfach unfassbar wütend und traurig machen. Und diese Situationen sind erst entstanden, als ich Schwanger wurde. Zum Beispiel wurde mir zu beginn gesagt, dass ich mir das alles mit Kind viel zu einfach vorstelle und meine Pläne eh nicht so einhalten kann, wie ich das will. Konnte ich doch! Und das sage ich heute auch voller Stolz. Weil ich es damals einfach schon wusste, dass es möglich ist. Das ich das schaffe!

Als nächstes gab es einfach Situationen, wo sich andere Menschen in die Erziehung von unserem Kind eingemischt haben. Wo wir nicht einfach so mit ihm umgehen konnten, wie wir es für richtig gehalten haben. Das fing ja schon ganz früh mit unserer Hebamme an, die mich immer wieder belehrte und zum Beispiel sagte, dass sich unser Kind in den schlaf schreien muss. Es gibt halt Kinder, die das brauchen…

In der Situation war es noch leicht zu sagen: „Wir machen das aber anders!“. Was ist aber, wenn solche Ratschläge von Familien und Freunden gemacht werden? Für mich persönlich was ganz anderes. Und deswegen auch viel schwieriger damit umzugehen. Weil sie es selbst nett meinen. Ich es aber trotzdem nicht so mache, weil ich es einfach nicht möchte. Weil ich eine Vorstellung habe, wie ich mit meinem Kind umgehe.

Ganz schwer waren für mich die Kommentare, als ich mein Kind mit 6 Monaten in den Kindergarten geben habe. Ob ich denn nicht ein schlechtes Gewissen hätte. Wozu ich eigentlich ein Kind bekommen habe. Aber irgendwie konnte man es ja doch verstehen, als ich sagte, dass es mir wichtig ist, meine Ausbildung zu beenden. Das es für mich wichtig war, einen Übergang zu haben. Von zuhause mit Kind zu sein, zu Vollzeit arbeiten. Weil ich nur so meine Ausbildung beenden konnte.

Und heute kann man mich noch immer hart damit treffen. Wenn man mir jetzt vorwirft, warum ich denn doch arbeiten gehe. Ich hätte doch keinen Grund mehr. Weil ich doch meine Ausbildung jetzt beendet habe. Und immer noch nicht für meinen Sohn da bin.

Solche Aussagen treffen mich noch immer. Auch, wenn ich das eigentlich gar nicht will. Weil ich weiß, dass es für uns alle in Ordnung ist. Weil ich weiß, dass es mir sonst nicht gut gehen würde. Weil ich weiß, dass ich das brauche um ausgeglichen zu sein. Und weil ich weiß, dass es möglich ist zu arbeiten und gleichzeitig eine gute Mutter zu sein!

Nur was soll ich dagegen tun? „Lass die doch alle reden“ ist viel leichter gesagt, als getan. Diese Worte nicht persönlich zu nehmen ist leicht daher geflosskelt. Denn ich bin der Meinung: Wenn sie nicht persönlich gemeint sind, dann würde man mir sowas auch gar nicht persönlich sagen. Ich weiß, dass es ein Angriffspunkt ist. Und das so offen zu schreiben macht es mir vielleicht auch nicht leichter, weil mich dadurch jetzt auch jeder gezielt treffen kann.

Ich wollte es aber mal angesprochen haben. Denn mir ist aufgefallen: Jede starke Frau ist durch ihre Kinder angreifbar. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es keine Frau kalt lässt, wenn man ihre Fähigkeiten als Mutter in Frage stellt. Wenn man ihre Kinder kritisiert…

Wie geht es euch damit? Seid ihr durch eure Kinder auch angreifbarer geworden?

Author

Ich bin Hanna, 28 Jahre jung. Gebürtig komme ich aus einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein. Mittlerweile lebe ich mit meinem Mann und unseren zwei Söhnen im Münsterland.

12 Comments

  1. Als nicht-Mama ist das für mich doch irgendwie nachvollziehbar, hier ein Ratschlag, da gut gemeinte Worte, aber doch irgendwie ein Eindringen in die bewusste Erziehung und die Lebensplanung. Muss das denn sein? :(

  2. Naja. Das sollte man alles relativ sehen und mit ein bissche Distanz. Ich habe bislang solche Kommentare noch nicht zu hören bekommen (meine Tochter ist 3 und geht in die Kita seit sie 1.5 Jare alt ist), weil ich denke dass wir, da wir in Berlin wohnten, einfach in einem anderen Umfeld gelebt haben. Denn in einer Großstadt kann es sich kaum einer leisten, NICHT arbeiten zu gehen! Da ist es dann völlig normal sein Kind in die KIta zu geben weil man es sonst finanziell gar nicht schafft. Zudem finde ich persönlich dass man, bloß weil man Mutter geworden ist, ja nicht sein ganzes Leben aufgibt, sondern sich einfach gewisse Prioritäten verschieben. Heißt für mich: Ich liebe meine Kinder, aber brauche auch mein Leben, berufliche Kontakte und Aufgaben sowie Interessen. Und Wenn man zu Hause bleibt und sich AUSSCLIESSLICH ums Kind kümmert verkümmert dieser Teil eben. Es gibt aber auch bestimmt Mütter denen es anders geht und die so etwas nicht brauchen (oder vorgeben es nicht zu brauchen) Jedem das seine aber dann doch bitte mit Toleranz gegenüber von denen, die weiterhin arbeiten möchten oder müssen!

  3. Ich bin gelernte Erzieherin und seit 9 Wochen Mama. Selbst mir fällt es schwer die ‚gutgemeinten‘ Ratschläge zu ignorieren. Meine Nachbarin fragte mich drei Wochen nach der Geburt, ob ich denn gerne ein zweites Kind hätte. Ich bin alleinerziehend und erklärte ihr, dass ich noch nicht an dem Punkt bin darüber nachzudenken. Da haut sie mir um die Ohren, dass es nicht gut wäre, wenn ich alleine zwei Kinder hätte, denn dann wären die Kinder in der Überzahl.
    Wer denkt denn bitte so über seine eigenen Kinder nach?!?

    • Hanna Reply

      Oh mein Gott! Weil man sich auch garantiert aussucht in dieser Situation zu sein… Bei sowas könnte ich ja ausrasten!

  4. Ich musste jetzt ein wenig schmunzeln, da mir deine Situation sehr bekannt vorkommt. Ich selbst habe mit 18 meinen Sohn bekommen. Kein Plankind, aber nachdem wir von der Schwangerschaft wussten ein absolutes Wunschkind!
    Schon die Beziehung zu meinem Freund war in den Augen meiner Eltern falsch, die Schwangerschaft erst recht. Dann bin ich zu ihm gezogen und habe das Kind bekommen. Weil wir das für richtig hielten.
    Die Beziehung zu meinen Eltern hat sich wieder gefestigt und unsere Entscheidung wurde als richtig angesehen, denn der Kleine entwickelte sich prächtig und ich bin mit meinen Aufgaben gewachsen.
    Als Mein Sohn 2 wurde habe ich mit meiner ersten Ausbildung angefangen. Damals hatte ich weder Auto noch Führerschein und war auf den Bus angewiesen. Dadurch musste die Oma den Kleinen jeden Tag zu Fuß vom KiGa abholen und ich habe ihn erst abends um 17 Uhr sehen können. Natürlich war das blöd, aber es ging eben nicht anders. Als ich dann ein Auto hatte war das kein Thema mehr.
    Meine Ausbildung habe ich mit sehr gut abgeschlossen und uns war klar, dass wir noch ein zweites Kind wollten. Da ein Plan immer anders ist als die Realität wurde ich drei Monate „zu spät“ schwanger und musste meine zweite Ausbildung (die erste war Zugangsvoraussetzung) nach drei Monaten unterbrechen. Meine Tochter war dann ein Jahr zu Hause, danach ging sie in die Krippe und ich wieder in die Schule. Auch diese Ausbildung beendete ich mit sehr gut und Fachabitur. Trotz, oder gerade wegen meiner zwei Kinder.
    Momentan arbeite ich 31h in der Woche, meine Kinder sind einfach wunderbar und ich bin glücklich. Und da ich nun endlich BaföG-unabhängig bin können wir dieses Jahr noch heiraten.

    Kurz gesagt: Mein Leben ist genau so, wie ich es haben möchte. Meine Kinder sind glücklich, ich bin glücklich und mein zukünftiger Mann auch. Hätte ich auf jede Meinung gehört wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Wenn ich hier alles aufzählen würde, was ich in den Augen anderer Leute hätte anders machen müssen, dann wäre das wohl eine unendliche Liste.
    (An mir ist dennoch nicht alles spurlos abgeprallt. „Wenn Kinder Kinder kriegen..!“ , ausgesprochen von wildfremden Leuten auf der Straße, hat mich sehr getroffen. „Na, wir wollen doch erstmal sehen ob die das immer noch so gut machen, wenn das Kind ein Jahr alt ist.“ , „Wie willst du ein Kind ernähren, wenn du nicht mal eine Ausbildung hast?“, „Kannst du überhaupt für das Kind da sein, wenn du eine Ausbildung machst?“ usw. Ich habe oft erklärt, warum ich etwas genau so mache, wie ich es eben mache. Und manchmal habe ich nur genickt, gelächelt und es dann auf meine Art gemacht. Heute lache ich über das alles und denke mir, das gehört nunmal dazu. )

    Hör auf deinen Bauch und mach, was DU für richtig hältst. Solange niemand in deiner Familie unter deinen Entscheidungen leidet, auch du nicht, ist alles in Ordnung :)

    • Hanna Reply

      Super schön, wie es bei dir so gelaufen ist! Ich wünsche euch alles erdenklich gute und eine wunderschöne Hochzeit! :)

  5. Ohh ich kenne die Vorurteile leider viel zu gut! Ich habe 2 Töchter und bin jeweils nach dem Mutterschutz wieder arbeiten gegangen ( halbtags) meine Kinder waren jeweils bis zu Ihrem ersten Geburtstag immer gut bei Oma aufgehoben und haben dort zum Teil auch mit so jungen Jahren dort geschlafen! Dreimal darf man raten wie ich für außenstehende gewirkt habe : DIE RABENMUTTER! Ich musste mir wirklich viel anhören ( warum hast du überhaupt ein Kind bekommen, dir sind deine Kinder egal, du wirst niemals eine Bindung aufbauen können, jetzt schon bei den Großeltern schlafen, ich würde meine Kinder nicht lieben usw. ) Es hat ziemlich lange gedauert bis darüber gestanden habe und mich gewehrt habe! Ich entschuldige mich nicht dafür das ich so bin wie ich bin! Ich Liebe meine Arbeit, meine Kinder durften ab und an bei Oma schlafen weil ich ihr bedingungslos vertraue! Meine Mutter ist eine tolle Frau ein richtiges Vorbild und sie hat mich so geformt wie heute bin also warum sollte das ein Fehler sein? Ich bin trotz meiner Kinder eine eigenständige Person ich habe einen Namen und der lautet nicht nur MAMA! Ich denke auch das gerade Berufstätige Mütter einiges mehr leisten müssen und viel mehr organisieren müssen. Aber ich würde alles wieder so tun. Zumal das wichtigste ist ICH LIEBE MEINE KINDER! MEINE KINDER LIEBEN MICH und MEINE KINDER sind zum Teil besser erzogen als von Müttern die sich dafür entschieden haben daheim zu bleiben und das liegt an meiner Erziehung!

    Mütter die sich dafür entschieden haben daheim zu bleiben oder Menschen die wüssten alles besser oder sogar der eigene Familien ;- Freundeskreis sollten lernen uns zu respektieren. Wir haben uns dafür entschieden und wir respektieren auch alle anderen mit Ihren Entscheidungen!

    Ich finde du bist ein Vorbild für deine Kind… du vermittelst deinem Kind schon in jungen Jahren was wichtig ist! Und du hast deine Ausbildung trotz Kleinkind gemeistert. Das verdient Respekt!

    Aber kurz deiner Frage : Machen uns Kinder angreifbar?

    Ja, sie machen uns angreifbar aber auch stärker und kämpferischer!

    • Hanna Reply

      Entschuldigen muss man sich dafür auch nicht. Es entscheidet ja jede Familie für sich selbst. Da haben andere gar nichts zu sagen. Ist nur die Frage: Wie geht man am besten damit um? Weil einfach weghören geht nunmal oft nicht. Zumindest dann nicht, wenn es um die eigenen Kinder geht…

  6. Na, da schreibst du aber offen etwas aus, was wohl echt vielen Müttern und Vätern so geht. Mütter sind da wohl häufiger Zielscheibe solcher „gut gemeinten Ratschläge“ oder „Äußerungen, die man wohl noch sagen darf“ (liegt wohl an der emotionalen Ebende…). Ich vermute, das viele von den Ratschlägen von der Generation stammt, als viele (eher westdeutsche) Mütter nicht arbeiten gehen mussten/wollten. Gründe dafür gibts viele, einer davon war jedoch: Frau wollte eine gute Mutter und Hausfrau sein. Das kollidiert höchst brisant mit der heutigen Zeit, wenn uns ältere Menschen Ratschläge dieser besonderen Art, wie du sie beschreibst, geben wollen. Ich bin da deiner Meinung, das wir arbeitenden Mütter kein Deut schlechter sind, als diejenigen, die eben zuhause ihre Arbeit haben. Denn das ist oft auch ein Punkt, der außer Acht gelassen wird: Hausfrau und Mutter ist ein fulltime-Job, welcher noch immer häufig nicht gesellschaftsmäßig angesehen wird. Wieso eigentlich? frage ich mich. Zurück zu deinem „treffenden Punkt“, denn dieser trift auch mich noch manchmal emotional – ich weiß, wie du dich fühlst. Und ich weiß, das es vielen Müttern so geht. Vermutlich müssen wir diese besonderen Sätze nicht so nah an uns heran lassen und resolut sagen: Mein/Unser Weg ist mir/uns angenehmer, akzeptiert das bitte! Ist wohl einfacher geschrieben, als getan .. Wir alle sollten nicht außer Acht lassen, das es eben die Verschiedenheit ist, welche uns unverwechselbar macht. Es gibt eben Eltern, die machen das so und andere eben auf ihre Weise. Wenn es alle gleich machen würden, wäre die Gesellschaft öde und langweilig. Und wenn du für dich und deine Familie feststellst, das es euch allen guttut, muss doch nichts geändert werden, nur weil Leute von außen es anderes sehen. Mach deinen Weg, denn für ein Kind sind glückliche Eltern die besten Eltern :-)

    • Hanna Reply

      Eigentlich müsste doch jede andere Mutter verstehen, dass man unter Garantie nur das tut, was für die Familie selbst in dem Zusammenhang das beste ist. Wieso stellt man die Entscheidungen anderer Eltern in Frage?

  7. Hallo,

    ich kann deine Gedanken nachvollziehen. Selbst wir werden schon jetzt, Wochen vor der Geburt, manchmal schief angeguckt, wenn meine Frau sagt, dass sie unser Kind mit zwei Jahren in die KITA geben möchte. Zwei Jahre! Sie möchte und muss dann wieder arbeiten, letzteres aus finanziellen Gründen. Dann kommen so Sprüche wie „Früher ging das Kind mit 4 in den Kindergarten, da hat man sich als Mutter noch gekümmert“. Mag sein, nur früher ist nicht mehr.
    Was ich damit sagen will: Ich kann mir vorstellen, wie sehr dich solche Sprüche treffen, wenn selbst wir schon sowas zu hören bekommen. Aber ganz wichtig: Nicht beirren lassen. Doppelmama hats vorgemacht: Es geht auch entgegen aller Befürchtungen.

  8. Liebe Hanna,

    ich glaube, da sprichst du vielen Eltern aus dem Herzen. Mir ging es sehr oft genau wie dir. Gut gemeinte Ratschläge kamen von allen Seiten, sogar von Wildfremden, und ich habe mir sie sehr zu Herzen genommen. Mir hat geholfen mir klar zu machen, dass sich ja die Ratschläge auch ständig widersprechen. Gehst du zum Beispiel arbeiten, kümmerst du dich nicht genug um dein Kind, gehst du nicht arbeiten, bist du eine faule Socke. Seitdem ich mit meinem Kind in Spanien lebe, hat sich seeeehhhhhhhr viel relativiert. Mütter, die nicht arbeiten, sind hier in Barcelona total selten. Und die Kinder werden nicht mit 6 Monaten in die Kita gegeben (das ist hier Luxus), sondern mit 8 WOCHEN. Und kuck sie dir an, die kleinen Kerlchen. Quietschvergnügt und komischerweise völlig ohne Traumata ;-). Ich selbst habe ein chronisch krankes Kind. Da reichten die Ratschläge so weit, dass ich den Vorwurf bekam, Schuld zu sein. Ich habe ihm nämlich den Brei immer selbst gemacht, anstatt ihn zu kaufen. Ganz klar, dass Kinder davon ja Asthma bekommen müssen! Hätt ich doch lieber den Brei aus dem Supermarkt genommen… Ich hatte irgendwann das Gefühl, mich nur noch verteidigen zu müssen. Geholfen haben kleine Schritte. Vor zwei Wochen hat mir ein Arzt zum Beispiel gesagt: „Sie haben alles richtig gemacht!“ Da wurde mir klar, wie absurd die Anforderungen von uns Müttern an uns selbst manchmal sind. Du klingst so überzeugt von dem, was du machst, stell dir mal vor, wie unsicher Mütter durch diese blöden Ratschläge werden, sie nicht so fest mit beiden Beinen auf dem Boden stehen. Also, DANKE für den Beitrag!!!!!!!!! Schön zu hören, dass es anderen auch so geht.

Write A Comment

Pin It